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von She65 » 8. Oktober 2013, 13:20
Da war noch was, ich war Dir eine Antwort schuldig, Lienchen. Da nun krank zuhause, ist endlich Zeit dafür. Wir haben eine Verhaltenstherapie gemacht, Dauer von 2004 bis 2005, sozusagen Katzen, aber auch Menschen auf der Couch.  Der Grund war seinerzeit eine äußerst ungünstige Konstellation von Tieren, 2 völlig sozialisiert, eines überhaupt nicht. Bei uns war das soziale Gefüge auseinandergebrochen, es herrschte Anarchie, Jeder ging auf Jeden los. Es war damals gar nicht so einfach, einen Therapeuten zu finden, denn die meisten behandeln Hund, Katze, Maus und Pferd, haben sich Wissen angelesen, selbst Tierärzte sind schnell am Ende mit dem Latein, wenn es um speziell Katzenverhalten geht. Unsere Therapie damals war sehr aufwändig - wir mussten Grundrisse sämtlicher Räume anfertigen, viele Fotos machen, über Monate Tagebuch über verschiedenen Situationen führen, einmal wöchentlich gab es ein Telefonat, in dem alles Geschehene, alles Veränderte, besprochen wurde. Begleitet wurde das Ganze durch die Gabe von Bachblüten und homöopathischen Mitteln, die auf jedes Tier abgestimmt waren. Leider starb unsere liebe Verhaltenstherapeutin einige Jahre später, fast genau zu diesem Zeitpunkt fing Justin an, sich in den Schwanz zu beißen, auch in den Rücken, besonders schlimm war es im Bauchbereich. Er war im gesamten hinteren Bereich kahl, die kleinen blutenden Wunden entzündeten sich, so dass wir lange Zeit über ersteinmal Schadensbegrenzung betreiben konnten. Parallel begannen wir die homöopathische Behandlung mit Hilfe unserer Tierärztin, schlossen nach und nach alle organischen Ursachen aus (hier war eine immer noch vorhandene Impfreaktion von vor Jahren sowie eine Flohallergie mit verantwortlich). Es ist in der Tat so, dass ein solches Verhalten (FHS Feline Hyperästhesie Syndrom, das war es bei uns) unterbunden werden muss, weil es ansonsten ins Verhaltensrepertoire aufgenommen wird und manifestiert ist. Ritualisierung ist eine gute Sache, doch auch Liebe und Zuwendung, allerdings nicht immer dann, wenn es das Tier einfordert. So haben wir zum Beispiel ein ganz wichtiges Ritual, das "Wir kommen jetzt zur Ruhe" heißt. Es war nicht ganz einfach, es zu etablieren, mittlerweile gehört es zum festen Tagesplan dazu. Justin ist, ähnlich wie Bambam, sehr aufgeweckt, intelligent und fordert sehr viel Aufmerksamkeit. Er musste lernen, dass es feste Schmusestunden gibt, die immer eingehalten werden. Doch es gibt auch Zeiten, in denen auch für die anderen Tiere Zeit ist, auch für die Menschen. Wenn er außerhalb der Schmuse- oder Spielzeiten verstärkt Aufmerksamkeit fordert, drehen wir uns um, es gibt keine Beachtung, denn "es ist jetzt Ruhezeit". Er wird aufgefordert, sich auf seine Katzencouch zu legen, wenn er liegt, gibt es viele lobende Worte, dann gibt es keine weitere Beachtung mehr. Fest steht, dass diese - es gibt ja noch andere - Rituale den Katzen Sicherheit geben. Alles läuft so wie immer, es ist geregelt, keine Maßregelung, sondern keine Abweichung, die Katzen hassen. Es kommt immer noch vor, dass Justin sich obsessiv leckt oder auch beißt, z. B., wenn die Fütterungszeit bevor steht oder er Appetit auf ein Leckerchen hat. Bis zu einem gewissen Zeitraum kann man es hinauszögern, eben auch mit dem Ruhe-Ritual. Irgendwann ist der Hunger dann zu groß, alle anderen Gonzen stoßen zum Tröten mit dazu, so dass es abhängig von unseren Nerven ist, wie lange wir es hinauszögern. Insgesamt würde ich sagen, dass dieses Schwanzbeißen oder obsessives Lecken eine Art der Verarbeitung von Reizen ist, die von außen, aber auch von innen (organische Gründe) kommen kann. Mich würde es sehr interessieren, wie es mit Bambam weitergeht. Auf jeden Fall drücke ich die Daumen, dass es ein guter Weg wird, der irgendwann zum Erfolg führt. 
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von SophieS » 8. Oktober 2013, 14:38
Danke für deine Ausführungen She. Interessante Ansätze. Bei uns ist zurzeit alles soweit im Lot, aber es schadet nie, solche Dinge zu wissen. Vielleicht kann man dann manche Dinge im Vorfeld vermeiden.
Lienchen, wie geht es Bambam?
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von She65 » 8. Oktober 2013, 14:57
Es ist ja auch keine normale Situation, Verhaltensprobleme zu haben. Woher sie kommen, darum streiten ja auch die "Fachleute", jedenfalls im Detail. Ich habe viel von dem, was ich lernte, vernachlässigt vorhin. Eines jedoch habe ich noch gut in Gedanken, es ist jeden Tag da: es nützt überhaupt nichts, selbst unruhig, laut und unwirsch zu werden, das macht den Patienten nur noch wuschiger. Und das ist auch die Lehre, die ich insgesamt und unterm Strich daraus ziehe: in der Ruhe liegt die Kraft, hilfreich fürs Leben, insbesondere für meines. Und noch eines: wenn man ohne einen mitziehenden Partner (falls vorhanden) kämpft, kann man es auch gleich sein lassen. 
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von SophieS » 8. Oktober 2013, 15:05
Je nach Konstellation sind aber Verhaltensprobleme vorprogrammiert (z. B. 3 Katzen in einer viel zu kleinen Wohnung bei meiner Mutter ...) - andere entstehen aus welchen Gründen auch immer. In der Ruhe liegt die Kraft und der Partner muss mitziehen ... das gilt wohl für alles, nicht nur für die Pelze  Gute Erkenntnis, wenn man sie denn immer umsetzen kann. Allerdings find ich, dass man sich den Katzen zuliebe einfach am Riemen reißen kann, als wenn es nur um einen selbst geht. Ich hoffe, dass für Bambam eine Lösung gefunden wird.
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von She65 » 8. Oktober 2013, 15:10
Ganz deutlich, ja, Sophie.  Vielleicht entwickeln wir das nach Rückmeldung von Lienchen ja noch weiter, würde mich freuen.
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von Lienchen » 8. Oktober 2013, 20:43
Hallo She, danke für deine Rückmeldung, auch wenn die Umstände, die Dir die nötige Zeit gaben nicht die schönsten sind, von daher erstmal gute Besserung! Sehr interessant, dein Justin und unser Bammy könnten verwandt sein. Ich bin wirklich froh unseren Tierarzt (reiner Katzenvet) zu haben, er hat als einziger nicht lange rumgedoktort, eben weil wir organische Leiden ausschließen konnten und hat uns an den Psych verwiesen. Dieser ist auch ganz normaler TA eben mit Zusatzausbildung und therapiert nur Hunde und Katzen. Wie von die geschildert mussten wir zu Beginn auch einen Fragebogen von rund 13 Seiten mit Wohnungsplan, Anzahl Wurfgeschwister, wann zum ersten Mal gesehen, wann mitgenommen etc etc pp ausfüllen. Er war auch über 2Std bei uns und hat beide Schnucks beobachtet im Umgang miteinander und auch mit uns. Wir haben es am Anfang auch damit versucht ihm "nur" mit Beschäftigung beim Futtern den Anreiz zum kauen zu nehmen. Konsequenz wenn er gekauft ist auch ignorieren und/oder den Raum verlassen. Nachdem dies nicht ausgereicht hat ging es zur Medikation. Auch hier haben wir am Anfang wöchentlich mit ihm gesprochen, dann nach, ich glaube 3-4 Monaten das Ausschleichen begonnen. Ich gestehe es ist uns nicht gelungen, immer um 1/16 die Woche zu reduzieren, da wir die Tablette nur noch in unseren Süßen bekommen, wenn mein Mann ihn festhält und ich schnell das Mäulchen öffne und die Tablette versenke. Daher haben wir peu à peu die Gaben reduziert. Hat auch alles gut geklappt, dann war er jetzt eine kurze Zeit "clean" und hat wieder mit der Kauerei begonnen. Das einzige was ich am Psych bemängeln kann ist, dass er der Meinung ist Wohnungshaltung sei nicht artgerecht und er immer möchte das die Fellnasen raus sollen. Kann und will ich an einer Hauptstraße und einer Wohnung im 2. Stock nicht gewährleisten. Von daher haben wir mit u.a. ausreichend Kratzbäumen und einem Fensterbalkon auch viele Möglichkeiten zum Zeitvertreib geschaffen. Aktuell bekommt er alle 2 Tage 1/4 Tablette, damit kommt er gut klar und sein Verhalten ist unauffällig. Wir haben weiterhin seine Spielaufforderungen größtenteils ignoriert, allerdings wenn er sich kurz darauf ruhig verhält, dann wird gespielt, gejagt was auch immer. So läuft alles prima, keine Ahnung wie es wäre, wenn er wieder keine Tablette bekommt. Ruhezeit gibt es bei uns immer nach dem Abendessen, wenn wir, mein Mann und ich, auf der Couch sitzen, meist bin ich dann von den Kleinen belagert und es wird geschmust. Mein Mann und ich ziehen an einem Strang, korrigieren unser Fehlverhalten gegenseitig. Jetzt hab ich so viel geschrieben, ich hoffe ich habe nichts vergessen 
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von Lienchen » 12. August 2014, 19:56
Tja leider keine so guten Nachrichten Wir dachten ja und er neuen Wohnung wird alles besser, weiterhin viel Raum für beide, 10m Fensterfron, die einem das Gefühl geben in einem Baumhaus zu wohnen und natürlich die 35qm Dachterrasse. Anfangs war auch alles gut, aber gerade geht es los und zwar schlimmer als vorher. BamBam geht jetzt gegen Pebbles los. Vorerst war es wenn sie spielte, dann hat er sich unterbrochen und sie im Nacken gebissen. Pebbles hat das übersich ergehen lassen... Dann rief BamBam sie, mit einem ganz kehligen laut, kaum war sie da -er beisst sie... Sie liegen beide nebeneinander, er fängt an sie zu putzen und zack reisst er einen Büschel Fell raus. Tja und heute kommen wir nach Hause, da hat er sie am Halskragen sehr deutlich das Fell ausgebissen, sie hat sogar leicht geblutet Was sollen wir denn noch machen? Ich werde morgen den Tierpsychologen anrufen, dann gibt es wohl leider wieder Tabletten, die ich auch nicht mehr wirklich in ihn bekomme und in ihn zwängen muss, was unserem Vertrauen früher oder später auch nicht gut tun wird Mir ist gerade zum heulen... Danke fürs zulesen!
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von SophieS » 12. August 2014, 20:11
Ach Mann :-( Hilfreiche Tipps hab leider keine. Ich hoffe sehr, dass ein Tierpsychologe helfen kann. Ich hab dieses Buch da, aber noch nicht gelesen http://www.amazon.de/gp/aw/d/3442338670 ... mp_s_a_1_9Liebe Grüße, SophieS
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von Topolina » 13. August 2014, 06:08
Och Mann  Ich weiß leider auch nicht, was man da tun kann. Muckel hat Pascha ja auch immer wieder mal böse vertrimmt, dass die Haare büschelweise geflogen sind, aber blutig war es nie.
"Du weißt nicht mehr wie Blumen duften, kennst nur die Arbeit und das Schuften ...so geh´n sie hin die schönsten Jahre, am Ende liegst Du auf der Bahre und hinter Dir da grinst der Tod: Kaputtgerackert - Vollidiot!" Joachim Ringelnatz
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von Lienchen » 13. August 2014, 07:01
Ich hab noch viel gelesen, kann sein das er schmerzen hat, weil das ja eine plötzliche Geschichte ist, kam ja quasi über Nacht. Wir haben auch am Bein einen Knubbel ertastet. Mein Mann fährt mal zum Doc.
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